Auf Tour im Wanderkino

Ein Kino 
auf
Achse

Wenn das SubaLi-Team vorfährt, verwandelt sich das Sternenzelt zum Kinosaal. Die beiden Brüder Marek und Joshua schenken mit ihrem Kino auf Rädern dem Filmpublikum einen Sommer­nachtstraum und werden so selbst zu echten Leinwandhelden.

 

Text: Susanne Löw    Foto: Hans Friedrich

Kleines Auto, ganz großes Kino. Wenn Marek und Joshua mit ihrem Libero vorfahren, hat die Vorstellung eigentlich schon begonnen, bevor der Film über die Leinwand flimmert: Das SubaLi-Wanderkino an Bord des kultigen Oldies von Subaru stiehlt nämlich so manchem Filmstar die Schau. Dach auf, Film ab!

Noch vier Stunden. Um kurz vor neun Uhr abends, wenn sich die Sommersonne langsam am Horizont verabschiedet, will das Wanderkino „SubaLi“ in Utersum auf der Nordseeinsel Föhr den Film „Kokon“ zeigen. Von Open-Air-Kino ist auf dem Utersumer Dorfplatz aber noch nichts zu sehen. Nur ein großer Teddy sitzt einsam auf einer Bank und kündigt mit einem Schild die Veranstaltung an. Plötzlich fährt ein Subaro Libero vor, hoppelt über die Wiese und kommt zum Stehen. „SubaLi“ steht auf dem Kleinbus; der Name klingt bewusst nach Zirkus, es soll schließlich ein echtes Spektakel werden. Auch die Brüder Joshua, Marek und drei ihrer Freunde sind jetzt da. Wir sind gespannt auf das erste Kunststück dieser jungen Truppe: Wie soll aus diesem kleinen 54-PS-Bus ein Kino-Event werden?

Filmstars auf Hausbesuch

Die Kinofans sind an diesem Sommertag ein wenig melancholisch. Immer­hin endet nach dieser Vorstellung auf Föhr die Saison 2023. Auf stolze 22 Kino­abende an zehn Spielorten haben es die Lichtspielfreunde in diesem Jahr gebracht, darunter Halligen, Inseln und sogar auf dem Deck eine Fähre war Kinokunst zu sehen. Vor der Filmscheune ihrer Eltern in ihrer Heimat Kassel fiel sechs Wochen zuvor der Startschuss für die mittlerweile dritte Tour des Wanderkinos.

Kino auf Rädern

Anfang 2021 entstand die SubaLi-Idee. Joshua war gerade auf der Suche nach einem neuen Auto, scrollte durch Kleinanzeigen und blieb bei einem Subaru Libero hängen. Abends zeigte er den Fund Marek: Schiebedach, drehbare Sitze, Allrad. Beiden war sofort klar: „Das ist das tollste Auto überhaupt, lass uns damit Kino an ungewöhnlichen Orten machen!“ Joshua stand 2021 kurz vor seinem Studium der Filmproduktion. Marek machte gerade eine Ausbildung zum Tischler. Die Leidenschaft fürs Projekt hat die Lebensläufe trotzdem nicht durchkreuzt: Joshua hat in dieser Saison ein Urlaubssemester eingelegt und hatte so Zeit für die Organisation, Marek hat seinen Jahresurlaub als Setbauer bei einem Veranstaltungsbetrieb für die diesjährige Sommertour investiert.

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EIn Libero in der Rolle seines Lebens

Herzstück – und Namensgeber – des Wanderkinos ist der ­Subaru Libero (SubaLi). Das Kultmobil ist nicht nur kurios und sympathisch, sondern auch sehr praktisch als Basis für das Pop-up-Kino. Und das ist durchaus wörtlich gemeint: Aus dem Vorführraum – der Rückbank – fährt der Projektor durch das weit geöffnete Panoramadach heraus, um das Programm auf eine Leinwand für bis zu 150 Kinogäste zu projizieren. Der zuschaltbare Allradantrieb sorgt dafür, dass der Film auch wirklich ankommt, egal ob auf dem Deck einer Fähre, am Nordseestrand oder im Zirkuszelt.

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Autozwerg als Transport­riese

Zurück nach Utersum: Die Crew bespricht gerade die Arbeitsaufteilung. Noch gut zwei Stunden. Fast ist es ein wenig schade, dass die Kinogäste die erste Schaueinlage des Abends gar nicht mitbekommen. Titel: ein Autozwerg als Transportriese. Es wirkt fast wie Slapstick, wie viele Kabel und Kisten peu à peu aus dem kleinen Auto kommen! „Das ist keine Zauberei, eher ein selbsterklärendes Baukastenprinzip“, schmunzelt Joshua. Für den ­legendären Subaru Libero ist das die Rolle seines Lebens.

Längst hat sich der besondere Zauber der Filmsommer herumgesprochen, nicht nur bei den Kinogästen, sondern auch im Freundeskreis der beiden. Und so reisen immer mal wieder Freunde dem Wanderkino hinterher und packen mit an. „Die Ferienorte sind dankbar für kulturelle Ideen, zudem passen Inseln und Halligen gut zu unserer Idee des Kinos an ungewöhnlichen Orten“, ergänzt Marek. Ihre Mission ist es, Filmkunst zu den Zuschauern vor Ort zu bringen – auch an Orte, an denen normalerweise Kino nicht zu sehen ist. „Kino ist auch immer ein Gemeinschaftserlebnis. Zusammen einen Film zu schauen, verbindet und ist einer der Hauptgründe, warum Kino bei aller Digitalisierung und der heute ständigen Verfügbarkeit von Filmen seinen besonderen Reiz nie verloren hat“, findet Joshua.

Zweiter Frühling für den Oldie

Mit großer Hingabe und Leidenschaft bringt die junge Truppe Kino auf ­Achse. „Wir machen das ja nicht fürs Geld“, ergänzt Marek. Der Großteil der öffent­lichen Förderung von SubaLi durch die Initiative „Zukunftspaket“ wird für Technik, Betrieb und natürlich den Subaru Libero investiert. „Für unser automobiles Maskottchen ist das ja sozusagen ein zweiter Frühling“, lacht Marek. Als Oldie hat er ja schon ein paar Jahre auf der Uhr, ohne Werkstatt­pflege geht es nicht. Die beiden hoffen, dass ihr mittlerweile zweiter Libero die langen Sommertouren der nächsten Jahre meistern wird.

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Kino nach maß

Allmählich steht in Utersum die 5 mal 2,80 Meter große Leinwand. Die Crew verteilt Sitzsäcke, baut eine Popcorn­maschine auf, schiebt Bänke und Strand­körbe hin und her. Marek öffnet im Libero-Inneren derweil die Kiste mit dem Projektor – eine Maßanfertigung. Das Vorführgerät sollte aus dem Schiebedach des Libero ragen, das war von Anfang an klar. Eine Hubvorrichtung musste her, Abstellen auf dem Dach war zu wackelig. Tischler Marek hat sich den Scherentisch in einer Kiste ausgedacht: Deckel auf, Scherentisch hochkurbeln, fertig. In diesem Jahr kam noch die Leuchtreklame am Heck dazu. „Sonst haben wir nichts umgebaut, sondern uns dem Auto angepasst“, sagt Joshua. Wobei die Crew weiter tüftelt: Passt das Starkstromkabel vielleicht ins Ersatzrad? „Mittlerweile verstauen wir doppelt so viel wie am Anfang im Libero“, so Marek.

Einmal Libero, immer Libero

Allmählich trudeln die ersten Gäste ein, bepackt mit Klappstuhl und Decken, alle in dicker Outdoor-Kleidung. Denn auch wenn die Prognose einen trockenen Abend verspricht – die Nächte auf Föhr sind frisch. Unter den Gästen ist, ganz zufällig, ein echter Libero-Fan. Der Urlauber ­hatte selbst mal einen Subaru Libero. Während die anderen Besucher die besten ­Plätze für ihre Stühle suchen, widmet der Kenner seine volle Aufmerksamkeit dem Fahrzeug, geht immer wieder rundherum und stellt Joshua und Marek neugierige Fragen und beschließt: „Ich vermisse meinen Libero und will unbedingt eines Tages noch mal einen!“

Endlich ist es dann so weit. Rund 40 Gäste haben an diesem Abend vor der Leinwand Platz genommen und Joshua tritt zur Begrüßung vor die Zuschauer. Er stellt den Film vor, weist auf die Box für freiwillige Spenden hin. Über sich selbst und das Konzept sagt er nichts. „So sind wir halt“, kommentiert er später bescheiden. Denn jetzt heißt es Film ab: Es ist einer der sechs Filme, die Joshua und Marek für diese Saison ausgewählt haben. Europäische Filme, vor allem aus dem Genre Arthouse. Welcher in welcher Sprache gezeigt wird, entscheidet der Veranstaltungsort. „Man zittert immer bis zum Schluss, ob die Technik auch wirklich funktioniert, wir müssen uns ja auf jeden Ort und dessen Gegebenheiten neu einstellen“, sagt Marek.

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Schöne Erinnerungen schenken

Viele Gäste sagen beim Gehen, wie gut es ihnen gefallen hat. Ob sie denn auch mal nach Stuttgart kämen? Wo denn gleich noch mal die Spendenbox stehen würde? „Es ist ein tolles Gefühl, so vielen Menschen ein schönes Erlebnis beschert zu haben, das Teil einer schönen Urlaubs­erinnerung sein wird, an die man sich gerne erinnert“, sagt Marek.

Auf ein Wiedersehen 2024

Der Abspann läuft, die Gäste räumen allmählich ihre Decken und Klappstühle zusammen. Bis kurz nach Mitternacht baut die SubaLi-Crew ab und verstaut wieder alles im kleinen Libero. Und wie geht es weiter? „Mal sehen, wir wollen weitermachen, vielleicht 2024 wieder im Norden“, sagt Marek. Natürlich hängt auch alles immer davon ab, ob die beiden sich einen Sommer lang Zeit nehmen können und ob sie die Finanzierung stemmen können. Die Lust auf Kino auf Rädern ist jedenfalls ungebrochen. Und fast wie auf der Kinoleinwand ist der Fantasie der beiden eigentlich keine Grenze gesetzt: Vielleicht führt irgendwann eine SubaLi-Tour ja auch mal statt an die heimatliche Nord- oder Ostsee an die vergnügliche Adria, das sommerliche Mittelmeer oder an den rauen Atlantik.

Subali im Internet

Auf ihrer Website und auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlichen die Brüder Joshua und Marek nicht nur regelmäßig neue Termine ihrer SubaLi-Touren, sondern berichten auch von ihren Erlebnissen unterwegs. Während der Tour bleibt dafür zwar selten Zeit, aber im Herbst ist es umso schöner, wenn Bilder und Videos an die Kinoabende auf der Hallig Langeneß oder auf der Fähre MS Rungholt in Pellworm erinnern.

Mehr zu Subali und viele weitere Fotos finden sich unter:
subali-wanderkino.de

Im Frühsommer 2024 werden dort auch die Spielorte der Saison zu finden sein. Wer nichts verpassen will, kann SubaLi auch auf Instagram folgen:
@subali_wanderkino

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KULTIGER
KASTEN

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Als Subaru 1983 die ersten Presse­mitteilungen zur Premiere des anfangs schlicht E10 Wagon genannten Raum­wunders verschickte, vermuteten nicht wenige einen Druck­fehler: 3,42 Meter kurz, 1,42 Meter schmal und trotzdem Platz für sechs Personen, mit Sonder­eintragung sogar sieben Passagiere oder bei umge­klappten Sitzen bis zu 2.500 Liter Stauraum – wie sollte das möglich sein?

Tatsächlich bewirkte die revolutionäre One-Box-Karosseriearchitektur des kubisch geformten Micro-Vans eine Raumausnutzung mit bis dahin nicht erreichter Effizienz. Die fünftürige Karosserie saß auf einem robusten Leiterrahmen und war deshalb trotz extra breiter Schiebetüren auf beiden Seiten extrem verwindungssteif. Bei Layout und Konstruktion der Kabine nutzte Subaru die Erfahrung seines Mutterkonzerns aus dem Flugzeugbau. Dadurch wurde auf überflüssige Karosserieüberhänge verzichtet, um jeden Quadratzentimeter optimal zu nutzen. Eine Fahrzeug-Architektur, die so wahrscheinlich nur im dicht besiedelten Japan entstehen konnte.

In Asien war das Modell bereits seit drei Modell-Generationen unter dem Namen Sambar Kult, ehe er auch die Deutschen in ­seiner vierten und später fünften Modell­auflage ­begeisterte. Seinen europäischen Namen gaben ihm übrigens die Kunden selbst: 30.000 machten bei einer Umfrage mit und tauften den kultigen Kasten „Libero“. Natürlich war auch ein zuschaltbarer Allradantrieb in Serie mit an Bord. So präsentierte sich der Libero als kompaktester 4x4-Van aller Zeiten für sechs Passagiere dem staunenden Publikum. Der Einfallsreichtum für den Einsatz des Libero kannte bald kaum Grenzen. Dafür sorgten auch die genialen Multifunktionssitze, die sich in fast unzählig vielen Positionen arrangieren ließen. Mit 2,64 Metern ­Ladelänge bei abgeklappten Sitzen fährt auch das Surfbrett mit. Und was längs nicht passt, schaut einfach oben raus: Baumschulen etwa nutzten bisweilen die beeindruckende Bauhöhe von gut 1,90 Metern und das weit öffnende Schiebedach zum Pflanzentransport.

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Außen Mini, innen Maxi: Der Subaru Libero zeigt auf kleinstem Raum ungewohnte Größe.

Heute ist der Bestand an noch zugelassenen Libero stark geschrumpft, denn besonders beim langjährigen harten Einsatz als Nutzfahrzeug wurden nicht wenige der robusten Vans regelrecht verbraucht. Von den insgesamt 22.442 in Deutschland verkauften Subaru Libero sind deshalb derzeit nur noch wenige hundert Vans zugelassen, um deren Erhalt sich aber eine rührige Fan- und Clubszene kümmert.

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