100 Jahre Emil Frey
Wer wissen will, wie Subaru nach Deutschland kam, muss in die Schweiz reisen – und das am besten mit einer Zeitmaschine. Treffen würde man dort nicht nur die ersten Subaru-Modelle in den 1970ern, sondern auch die Unternehmerfamilie Frey.
Text: Manuel Eder Fotos: Jörg Schwieder
Mit Kathrin Frey haben wir unter anderem über die großen Fußstapfen ihres Großvaters und Vaters gesprochen, über Schweizer Technikbegeisterung, erste Fahrversuche im Subaru Libero – und darüber, was Erfolg mit Fröhlichkeit zu tun hat.
Der Mechaniker und Rennfahrer Emil Frey hat sich der Faszination Automobil verschrieben und die Begeisterung seinem Sohn Walter Frey buchstäblich in die Wiege gelegt. Genau 100 Jahre später schickt sich nun mit Kathrin Frey und Bruder Lorenz Frey-Hilti die dritte Generation an, das Lebenswerk fortzuführen.
Wir haben uns in einen Subaru gesetzt und sind dorthin gefahren, wo für die Marke in Europa alles begann. Und haben dann doch eine Zeitreise gemacht – ein bisschen zumindest. Kathrin Frey begrüßte das DRIVE-Team nämlich im beeindruckenden Emil Frey Museum. Hier ist nicht nur das Gebäude historisch, sondern auch die rund 60 Exponate aus allen Epochen der Automobilgeschichte. Firmengründer Emil Frey hätte hier sicher seine Freude gehabt. Vielleicht wäre es ihm aber auch schwergefallen, sich zu entscheiden, ob er lieber am originalen Land Rover von Sir Winston Churchill schrauben würde oder mit dem Staatsmann eine Runde gedreht hätte. Denn Emil Frey war vieles: leidenschaftlicher Mechaniker, talentierter Rennfahrer und als Unternehmer ein mutiger Visionär, der seiner Zeit weit voraus war.
„An meine geehrte Kundschaft! Meine reiche Erfahrung als Mechaniker und Motor-Rennfahrer stellen mich in die Lage, sämtliche Reparaturen und Revisionen sorgfältig und gewissenhaft auszuführen. Durch zuvorkommende und aufmerksame Bedienung hoffe ich, Ihr volles Vertrauen zum erwerben und zu erhalten.“
Zürich, im Februar 1935
Emil Frey, Mechaniker
Was heute auf den Straßen selbstverständlich ist, war es 1924 keineswegs. Das Automobil war immer noch eine Revolution und der junge, technikbegeisterte Mechaniker und Rennfahrer Emil Frey setzte alles auf eine Karte mit der Eröffnung einer Autowerkstatt in Zürich. Wohlgemerkt: In der ganzen Schweiz kam 1924 ein einziges Automobil auf 130 Einwohner. In der Stadt Zürich waren es gerade einmal 1.709 Personenwagen. Immerhin waren damit die Pferde schon knapp überholt, die die Viehzählung des „Eidgenössischen Statistischen Bureaus“ 1921 mit 1.618 Vierbeinern angibt.
Der Rest ist Geschichte. 100 Jahre später macht das Familien-Unternehmen Emil Frey in der dritten Generation noch immer Menschen mobil – und das in ganz Europa als Importeur und Autohandelsgruppe. Und auch Subaru Deutschland ist Teil dieses erstaunlichen Lebenswerks, das mit Emil Frey begann. Denn um eine damals völlig unbekannte und reichlich exotische Automarke aus Japan nach Europa zu holen, brauchte es in den 1970ern erneut Schweizer Wagemut und jede Menge hartnäckiger Überzeugungsarbeit – in Japan wie in der Schweiz.
... zeigt sich, wie nahe sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft manchmal kommen können. Ihr Großvater Emil Frey gründete 1924 das Familien-Unternehmen, das heute in ganz Europa aktiv ist. Sein Erbe sind 100 Jahre Tradition und eine Philosophie, die den Menschen in den Mittelpunkt allen Handelns stellt. Kathrin Frey ist Mitglied der Geschäftsführung der Emil Frey AG. Ihr Verantwortungsbereich ist unter anderem das strategische Personalwesen der europaweit tätigen Unternehmensgruppe, zu der auch Subaru Deutschland als Importeur der Marke zählt.
DRIVE: Frau Frey, vielen Dank für den freundlichen Empfang hier im Emil Frey Museum – es gab ja vorhin auch für Sie ein unverhofftes Wiedersehen mit einem alten Familienmitglied?
Kathrin Frey: Das stimmt! Schon auf den ersten Blick dachte ich: Der Subaru Libero in der Ecke kommt dir doch bekannt vor! Er hat sich seine späte Karriere als Ausstellungsstück redlich verdient, denn er hat einiges mitgemacht als unser Familienauto. Heute ist das Modell ein kurioses Kultauto. Aber damals sind wir damit buchstäblich über Stock und Stein zur Almhütte, durch den Forst und über jeden Feldweg. Mit dem Libero sind wir überall durchgekommen, das war unser Auto des Vertrauens. Als Kinder haben wir alle reingepasst, zusammen mit den Eltern. Jahre später musste der Libero dann noch mal alles geben, als ich als Teenager auf dem Privatgelände für den Führerschein Kuppeln und Gangeinlegen geübt habe. Subaru hatte mich meine ganze Kindheit über begleitet und darüber hinaus auch noch: Mit 20 habe ich mir mein erstes eigenes Auto ausgesucht. Mein Bruder – der ja auch Rennfahrer ist – hat mich natürlich beraten und es gab nur eine Wahl: einen Subaru STI! So kam es dann auch. Ganz in Weiß und mit mächtigem Spoiler am Heck. Meine Freundinnen haben erst ein wenig gelacht, sind dann aber gerne mitgefahren. Mit dem Subaru Libero kommen jetzt viele schöne und lustige Erinnerungen zurück an diese Zeit.
DRIVE: Damit sind wir auch schon mittendrin in der 100-jährigen Geschichte Ihrer Familie, die später auch eng mit Subaru in Deutschland verbunden ist. Können Sie das für uns sortieren?
Kathrin Frey: Mein Großvater Emil Frey gründete unser Unternehmen im Jahr 1924, also vor genau 100 Jahren. Er war Mechaniker und in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus. Sein Sohn Walter Frey – mein Vater – übernahm dann 1969 den Staffelstab und führt das Unternehmen aktuell in der zweiten Generation. Mein Bruder und ich selbst tragen als dritte Generation ebenfalls bereits Verantwortung in der Firma. Wie bei meinem Großvater dreht sich in dem Unternehmen, das bis heute seinen Namen trägt, nach wie vor alles um Mobilität, Autos und Fahrzeugservice – auch wenn wir heute europaweit aufgestellt sind und neben dem klassischen Automobilvertrieb und Werkstattservice in vielen Ländern auch Automarken wie Subaru nach Europa importieren.
„MEIN GROSSVATER EMIL FREY GLAUBTE AN DIE INDIVIDUELLE MOBILITÄT UND DIE FASZINATION DES AUTOMOBILS.“
Kathrin Frey,
Mitglied der Geschäftsleitung Emil Frey AG
DRIVE: Bleiben wir noch einen Moment bei Ihrem Großvater Emil Frey – inwiefern war er seiner Zeit voraus?
Kathrin Frey: Leider habe ich selbst keine wirklich bewussten eigenen Erinnerungen mehr an ihn, mit sechs Jahren war ich damals noch zu jung. Aber er hat ein sehr persönliches Erbe hinterlassen, vor allem in der Art und Weise, wie er sein Unternehmen geführt hat. Als Erwachsene und in meiner Verantwortung für das strategische Personalwesen der Gruppe habe ich mich mit seinen Ansichten intensiv beschäftigt. Vieles könnte heute ebenso gut in modernen Management-Handbüchern stehen. In seinem „Kundenbrief von 1935“ gibt er uns bis heute vor, wie er seine Kunden betreut sehen möchte: fair und zuvorkommend, mit Expertise und Sachverstand, prompt und gewissenhaft.
Später ergänzte er auch noch einen weiteren Brief an seine Belegschaft. Darin beschreibt er, dass nur zufriedene und fröhliche Mitarbeiter gute Mitarbeiter sind. Wohlgemerkt: Dieser Ansicht war er schon in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts, damals war der Begriff „Betriebsklima“ ein Fremdwort. Wo wären wir heute, wenn wir diese Werte überall leben würden? Es ist für mich eine sehr emotionale Erfahrung, meinen Großvater so viele Jahrzehnte später noch einmal so kennenzulernen.
... freut sich unsere Interviewpartnerin beim unverhofften Wiedersehen mit dem Subaru Libero. Nicht nur ist der kultige Kasten von 1995 ein würdiges Exponat im Emil Frey Museum, er hat auch eine bewegte Geschichte. Er war lange Jahre das robuste Familienauto der Freys abseits befestigter Straßen und dann auch noch Trainingsauto fürs Kuppeln und Gangeinlegen vor ihrer Führerscheinprüfung. „Der hat viel mitgemacht mit uns und könnte einiges erzählen“, lacht Kathrin Frey.
DRIVE: Fast ein wenig unbemerkt feiert Ihr Vater, Walter Frey, sein eigenes, durchaus bemerkenswertes Jubiläum: Seit 55 Jahren – seit 1969 nämlich – lenkt er bereits die Geschicke des Unternehmens. Wie gelingt so ein Werk über drei Generationen?
Kathrin Frey: In der Tat ist auch sein Vorbild für mich ein großes. Man muss sich diese lange Zeitspanne vor Augen führen: Krisen, das Aufblühen und der Untergang von Autoherstellern und Marken, politische Veränderungen, die Digitalisierung. Über fünf Jahrzehnte führt mein Vater nun schon ein so großes Unternehmen mit mehr als 25.000 Mitarbeitenden. Er hat dabei wie mein Großvater auch seine eigene Bedeutung aber nie über die seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestellt. In einer Jubiläumsrede hat er jüngst gesagt: „Unseren Mitarbeitenden ist es zu verdanken, dass das Unternehmen auch nach 100 Jahren für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet ist. Sie sind die Seele des Unternehmens.“ Wenn es einen „Emil Frey-Faktor“ gibt, dann ist es vielleicht dieses Verständnis von Unternehmensführung.
DRIVE: Als Mechaniker hätte Emil Frey auch an einer so technikverliebten Marke wie Subaru seine Freude gehabt, oder?
Kathrin Frey: Ganz sicher sogar! Zwar hatte Emil Frey zum Start des Imports von Subaru Ende der 1970er-Jahre das Unternehmen schon in die Hände meines Vaters Walter Frey übergeben, aber er hat natürlich damals noch unter jede Motorhaube geschaut, vor allem bei einer so exotischen Marke wie Subaru. Das war ja auch kein Selbstläufer. Mein Vater musste zum Start einige Überzeugungsarbeit leisten, nicht nur bei den Schweizer Kunden, sondern auch in Japan, um die Marke nach Europa holen zu können.
Das waren die Werte, mit denen Emil Frey bekannt werden wollte. Die Anfänge als Werkstatt prägen das Familien-Unternehmen Emil Frey bis heute. Das Erbe des Firmengründers ist in seinem berühmten Kundenbrief von 1935 festgehalten. Dieser Brief ist bis heute als Leitmotiv beim Tochterunternehmen Subaru Deutschland in Friedberg zu finden. „Wir fühlen uns bis heute den Werten unseres Firmengründers verpflichtet. Emil Frey hat schon damals notiert, wofür Subaru heute stehen will. Wir sind stolz darauf, als Subaru Deutschland Teil der Emil Frey-Familie zu sein“, sagt Geschäftsführer Volker Dannath.
DRIVE: Dabei passen Emil Frey, die Schweiz und Subaru ziemlich gut zusammen.
Kathrin Frey: Das dachte mein Vater auch! Er war von Anfang an überzeugt, dass es eine robuste Allradmarke in der Schweiz braucht. Aber japanische Marken waren damals generell kaum bekannt – und der japanische Hersteller selbst hatte wenig Erfahrungen mit dem Export. Subaru ist aber auch technikverliebt – und nicht zuletzt zeichnet auch das gewisse japanische Understatement Subaru aus.
DRIVE: Das heißt, die Schweiz und Subaru haben mehr gemein als Rot und Weiß in ihrer Nationalfahne?
Kathrin Frey: Viel mehr! Japan und die Kultur des Landes haben in unserer Familie immer eine Rolle gespielt. Zu dieser Zeit hat mein Vater unzählige Reisen dorthin unternommen – und zu Hause viel erzählt, wie dieses Land funktioniert, und über dessen traditionelle Kultur berichtet. Als ich dann später selbst eine Studienreise unternahm, verstand ich auch, was die Faszination ausmacht – vor allem als autobegeisterte Schweizerin. Die Liebe zum Detail, der Stolz auf die Technik – aber auch das respektvolle Miteinander. Und auch der Wille, sich stetig zu verbessern. Das hat mich beeindruckt.
„WER ARBEITEN WILL, MUSS FRÖHLICH SEIN!“
„Der seelische Zustand des Menschen hat großen Einfluss auf seine Arbeitsleistung. Beide, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sind Menschen und lieber heiter als hässig. Ein gutes Arbeitsklima ist ein Segen, nicht nur für jeden einzelnen, sondern auch für den Betrieb. Probieren wir alle, besonders nett, freundlich und fröhlich zu sein, nach innen und nach außen. Fröhlichkeit macht sich bezahlt, im Herz und im Portemonnaie.“
Emil Frey,
Zürich, im Juni 1955
treffen sich in dieser Story: Emil Frey war nicht nur mutiger Firmengründer, sondern auch in seinen Ansichten und seinem Führungsstil seiner Zeit voraus. Sohn Walter Frey führt seit 55 Jahren die Geschicke des Familienunternehmens, das heute mit 888 Standorten in 19 Ländern Europas tätig ist. Er ist sich dabei nicht nur seiner Verantwortung für über 25.000 Mitarbeitende bewusst, sondern auch gegenüber der Gesellschaft insgesamt. In dieser Überzeugung wurzelt sein Engagement in der Politik: Von 1987 bis 2001 wirkte Walter Frey als Abgeordneter im Schweizer Nationalrat.
„Wenn es der Firma gut geht, geht es mir auch gut. Ich bin bis heute mit vollem Herzen dabei. Mein Vater hat mich gelehrt, diese Passion auf meine Mitarbeitenden zu übertragen. Mit frohem Herzen! Ich bin vom Auto überzeugt und ich werde auf jeden Fall weiter mit großer Überzeugung in die Mobilität investieren.“
Zürich, im Juli 2023, Walter Frey
DRIVE: Welche Lehren ziehen Sie aus 100 Jahren Tradition für die Zukunft?
Kathrin Frey: Wer nicht von Automobilen und deren Technik fasziniert ist, wird es nicht schaffen, ein Unternehmen im Automobilbereich über drei Generationen erfolgreich zu führen. Das gilt auch für jeden einzelnen Mitarbeiter. Mein Vater Walter Frey sagt oft: Wir können als Unternehmenslenker bestenfalls den Rahmen geben, aber die Menschen in unseren Betrieben vor Ort sind die Seele von Emil Frey. Wir sind uns bewusst, dass die Investition in ein Auto bis heute eine Lebensentscheidung ist. Mobilität ist in vielen Lebensentwürfen die Grundlage für das Berufsleben und ermöglicht persönliche Freiheit.
Daher ist es uns bei Emil Frey auch so wichtig, nur Marken zu vertreten, hinter denen wir wirklich stehen können. Wir wollen ein Unternehmen sein, auf das unsere Kunden zu Recht ihr Vertrauen setzen, wie es Emil Frey versprochen hat. Wir sind an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert, nicht am schnellen Umsatz. Wenn es eins gibt, was 100 Jahre Tradition zeigt, dann das: Wir denken, entscheiden und handeln für Generationen, nicht nach Quartalen.
Vielleicht sollte daher auch in diesem Interview mein Großvater das letzte Wort haben. Ein Satz von ihm geht mir oft durch den Kopf, er lautet: „Prüfen wir einmal, ob bei uns intern und zwischen uns als Geschäftsfreunden wirklich alles zum Besten bestellt ist. Und? Wollen wir nicht alle miteinander wieder einmal einen Anlauf nehmen? Probieren wir alle, besonders nett, freundlich und fröhlich zu sein, nach innen und nach außen. Vielleicht gefällt es uns dann so gut dabei, dass wir gerade damit weiterfahren.“
DRIVE: Vielen Dank für das Gespräch!
Winston Churchill trifft man am besten in Safenwil, Schweiz. Sein restaurierter Land Rover 86 hat einen Ehrenplatz in der Sammlung, die sich auf 1.500 Quadratmetern und drei Etagen erstreckt. Im ebenfalls historischen Gebäude einer ehemaligen Textilfabrik sind zwischen 50 und 60 automobile Raritäten zu sehen. Dazu zählen auch Design-Ikonen wie der Jaguar E-Type und natürlich Oldtimer von Subaru wie der Subaru 1600 AWD von 1979. Schwerpunkt der sehenswerten Ausstellung sind Liebhaberfahrzeuge aus der Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre, vorwiegend englischer und japanischer Herkunft.
Emil Frey Classics AG, Bahnhofplatz 2, 5745 Safenwil
www.emilfreyclassics.ch
Nach 100 Jahren darf man einmal persönlich vorbeischauen, dachte sich das Team der DRIVE und reiste im Subaru Impreza in die Schweiz. Im Kanton Aargau ist es zwar nicht ganz so alpin, aber postkartenschön ist die Gegend rund um die Emil Frey-Zentrale in Safenwil durchaus. Nach dem Besuch im Classics Museum lohnen sich ein Abstecher nach Aarburg und ein Abendessen in der historischen Altstadt von Zofingen.
Energieverbrauch (l/100 km) kombiniert: 7,3; CO₂-Emission (g/km) kombiniert: 166; CO₂-Klasse: F
ALLRAD
ALL GOOD